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News
Es muss nicht immer der Kraftraum sein
Fast jeder leidet manchmal unter Kreuzschmerzen. Schuld daran ist oft mangelnde Bewegung und zu viel Sitzen. Um das auszugleichen, sollte man sich täglich ausreichend bewegen. Dabei kann jeder für sich herausfinden, welche Art von Bewegung ihm am meisten Spaß macht: Ob Gymnastik im Sportverein, Pilates im Sportstudio oder Hanteltraining in der Muckibude – es gibt viele Angebote und Tutorials im Internet.
„Das muss aber gar nicht sein, es reichen auch ganz einfache Bewegungen“, sagt Rückenexperte Prof. Dr. Bernd Kladny, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). „Eine aktuelle Studie aus Australien hat gezeigt, dass auch schon Walking das erneute Auftreten von Kreuzschmerzepisoden deutlich verringern kann und wir sprechen hier von ca. 160 Minuten Bewegung pro Woche.“
Das vollständige Statement-Video steht ab sofort online unter: https://dgou.de/presse/pressemappen
Bewegung ist wichtig, um das Herz zu trainieren, den Blutdruck stabil zu halten und ein Gefühl für den eigenen Körper zu entwickeln. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche mit angeborenem Herzfehler. Rund 8.700 Kinder werden jedes Jahr in Deutschland mit einem Herzfehler geboren. Längst gilt auch für sie die Empfehlung, sich nach ihren individuellen Möglichkeiten, ausreichend regelmäßig zu bewegen. Eine chronische Herzerkrankung und damit einhergehende körperliche Einschränkungen sollten dem keineswegs im Wege stehen. „Das Gegenteil sollte der Fall sein“, sagt Dr. Nicole Müller, Oberärztin der Abteilung Kinderkardiologie und Leiterin der Sektion Sportmedizin am Universitätsklinikum Bonn. „Sport ist etwas Positives, es geht um ein gutes Gefühl, um körperliche Bewegung, die Spaß macht, die uns kräftigt, Kontakt zu anderen Menschen schafft und uns einfach guttut.“ Dank ihres natürlichen Bewegungsdrangs testen schon kleine Kinder die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit aus und erlangen so Vertrauen in ihren Körper. Dadurch bauen sie Selbstbewusstsein auf und schulen ihre Eigenwahrnehmung. Dies durch gezielte sportliche Aktivität zuzulassen, fällt Eltern herzkranker Kinder verständlicherweise aufgrund der Vorgeschichte ihres Kindes oftmals schwer, berichtet Dr. Müller aus eigener Erfahrung an der Sportambulanz des Bonner Uniklinikums.
Hilfe bietet die Kinderherzstiftung mit einem aktuellen Experten-Ratgeber. Worauf Eltern für ihr Kind oder Jugendliche und junge Erwachsene mit angeborenem Herzfehler bei der Wahl ihrer Sportart (Belastungsarten verschiedener Sportarten, Verletzungsrisiken etc.) in Schule, Verein oder Kinderherzsportgruppe achten sollten, an welche Anlaufstellen sie sich wenden können, darüber informiert der aktuelle Sonderdruck der Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung „Herzfehler und Sport – Neue Perspektiven für mehr Gesundheit und Lebensqualität“ (2024).
Der kostenfreie 22-seitige Ratgeber, verfasst von Dr. med. Nicole Müller, Sektion Sportmedizin, Universitätsklinikum Bonn, kann bei der Deutschen Herzstiftung unter Tel. 069 955128-400 oder bestellung@herzstiftung.de angefordert werden.
"Die Unterscheidung von statischer und dynamischer Belastung kann helfen, die Sportart zu finden, die für einen bestimmten Herzfehler gut passen könnte."Dr. Nicole Müller, Oberärztin der Abteilung Kinderkardiologie und Leiterin der Sektion Sportmedizin am Universitätsklinikum Bonn.
„Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen ist derzeit ein großes Problem – auch unter den Kindern und Jugendlichen mit angeborenem Herzfehler. Dem müssen wir dringend gegensteuern. Aktuelle Studien zeigen, dass etwa 85 Prozent der Betroffenen ohne Einschränkung Sport treiben können“, betont Kai Rüenbrink, Projektleiter der Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung. „Eltern raten wir zu einem Sporttauglichkeitstest, in dem der behandelnde Kinderkardiologe die Belastbarkeit des Kindes genau dokumentiert. Das bringt Eltern, Lehrern oder Trainern mehr Klarheit und beugt einer Überbehütung vor.“ Welche sportlichen Aktivitäten für ein herzkrankes Kind oder Jugendlichen in Frage kommen und welche Risiken zu berücksichtigen sind, sei immer im Einzelfall von der behandelnden Kinderkardiologin oder des behandelnden Kinderkardiologen zu beurteilen. „Unsere Informationen sollen Betroffene dabei unterstützen, die individuell passende Sportart oder körperliche Aktivität für sich zu finden“, so Rüenbrink.
Das kompetente Wissen zu diesem Thema kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten Kinder mindestens 60 Minuten pro Tag körperlich aktiv sein. Der deutschen KiGGS-Studie zufolge schaffen das aber nur 25,9 Prozent aller gesunden Kinder und Jugendlichen. Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler meldet aus seinem Nationalen Register, dass nur 8,8 Prozent der Kinder mit angeborenem Herzfehler dieses tägliche Bewegungspensum erreichen. Dabei ist eine körperliche Fitness auch entscheidend, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben vorzubeugen.
Die richtige Sportart finden: Worauf ist zu achten?
Ein Hauptmotiv für die Wahl sollte der Spaß daran sein. Grundsätzlich müsse das Leistungsniveau für die jeweilige Sportart mitbedacht und mit dem Behandlungsteam besprochen werden, so die Kinderkardiologin Dr. Müller. Der Ratgeber der Kinderherzstiftung bietet eine hilfreiche Übersicht, die an die neue Leitlinie angelehnt ist. Diese teilt Sportarten in Gruppen ein, die verschiedene Belastungsformen berücksichtigen. „Die Unterscheidung von statischer und dynamischer Belastung kann helfen, die Sportart zu finden, die für einen bestimmten Herzfehler gut passen könnte“, erklärt Dr. Müller.
Zum Beispiel zählen Ballsportarten wie Basketball, Fußball oder Volleyball zur Gruppe mit hoher dynamischer und geringer statischer Belastung, während Trendsportarten wie Skateboarden, Snowboarden oder aber Sprungdisziplinen der Leichtathletik zur Gruppe mit hoher dynamischer und hoher statischer Belastung zählen. Allerdings gebe es auch viele Sportarten, die Mischformen sind und die Belastungsformen je nach Ausführung stark variieren können. Eine weitere Übersicht zeigt anhand von Beispielen den Grad der Verletzungsrisiken von Sportarten an und wie die Empfehlung bei Einnahme von Gerinnungshemmern lautet.
Wo liegen Grenzen?
Eine Einschränkung der Sporttauglichkeit, bei der von ärztlicher Seite von körperlicher Belastung oder Sport abgeraten werden muss, kann in seltenen Fällen erforderlich sein, beispielsweise
wenn sich Herzrhythmusstörungen unter Belastung verschlimmern,
bei Engstellen an Herzklappen oder massiven Undichtigkeiten der Herzklappen,
bei selten auftretenden, angeborenen Erkrankungen der elektrischen Leitung des Herzens, mit hohem Potenzial für bösartige Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern.
Sportunterricht: Enge Absprachen zwischen Eltern, Ärzten und Lehrkräften wichtig
Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder bei komplexen Herzerkrankungen, sobald sie alt genug sind, in regelmäßigen Abständen eine Belastungsuntersuchung auf einem Fahrradergometer oder einem Laufband absolvieren. Viele Kinder können das schon im Alter von fünf oder sechs Jahren. „In der Regel werden EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung aufgezeichnet, so dass mögliche sportassoziierte Probleme erfasst werden können“, erläutert Dr. Müller. Der Test biete zugleich die Möglichkeit, im Beisein der Kinderkardiologin oder des Kinderkardiologen die eigene Grenze auszutesten. „So sehen die Eltern, dass ihre Kinder merken, wann sie aufhören müssen. Das gibt ihnen häufig mehr Sicherheit.“
Mit Blick auf den Sportunterricht kommt den Eltern eine Schlüsselrolle zu, da sie alle relevanten Befunde ihres Kindes zur verpflichtenden Einschulungsuntersuchung mitbringen sollten. „Ein generelles Verbot von Schulsport ist nur in Ausnahmefällen notwendig und sinnvoll. Denn regelmäßige körperliche Bewegung ist wichtig und unerlässlich für die Entwicklung von Kindern, auch auf psychischer Ebene“, unterstreicht die Oberärztin Dr. Müller, die auch Co-Autorin der Leitlinie „Sport bei angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen“ ist. Enge Absprachen und Kooperation zwischen Lehrkräften, Eltern und Ärzten seien unumgänglich für einen abwechslungsreichen und vielschichtigen Sportunterricht, aber auch um eine Gefährdung des Kindes zu vermeiden.
"Aktuelle Studien zeigen, dass etwa 85 Prozent der Betroffenen ohne Einschränkung Sport treiben können."
Kai Rüenbrink, Projektleiter der Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung
Anlaufstellen bei Unklarheiten
Einige Kinderkliniken, insbesondere kinderkardiologische Abteilungen, haben inzwischen Ärztinnen und Ärzte, die sich auf Kindersportmedizin spezialisiert haben. Auch in kinderkardiologischen Schwerpunktpraxen besteht manchmal die Möglichkeit, sportmedizinische Untersuchungen durchzuführen. Wenn es im Rahmen dieser Untersuchungen Unklarheiten gibt, können sich diese wiederum an ein neu gegründetes „Expertenforum Kindersportkardiologie“ wenden, in dem Menschen zusammenkommen, die sich besonders in diesem Bereich spezialisiert haben.
Interessierte erhalten Informationen unter www.herzstiftung.de/expertenforum-kindersportkardiologie
Tipps
Der Sonderdruck „Herzfehler und Sport – Neue Perspektiven für mehr Gesundheit und Lebensqualität“ (22 Seiten) der Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung, verfasst von Dr. Nicole Müller, Universitätsklinikum Bonn, kann kostenfrei angefordert werden per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de angefordert werden. oder per Tel. unter 069 955128-400.
Video des Online-Seminars mit Dr. Nicole Müller zum Thema „Sport mit angeborenen Herzfehlern" - Dürfen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler sportlich betätigen, worauf muss dabei geachtet werden und welche Voruntersuchungen sind nötig? herzstiftung.de/herzfehler-sport
Das Gerüst von Nervensträngen, Bändern, Sehnen und Blutbahnen ermöglicht uns eine feine Motorik unserer Hände. Dazu benötigt die Hand einen ungehinderten Impuls der Nervenbahnen und den freien Fluss in den Blutbahnen, damit alle Teile der Hand gut versorgt werden können.
Was passiert, wenn Verletzungen, Entzündungen oder Schwellungen den knappen Raum für diese feinen Versorgungsbahnen einengen?
Durch Einengungen in unserer Hand kann es zu einem Abdrücken der Nervenleitbahnen und der Blutbahnen kommen. Funktionieren unsere Nervenbahnen und Blutgefäße nicht uneingeschränkt, dann wirkt sich das auf die kleinsten und feinsten Bewegungen und dem Gespür in unseren Fingern merkbar aus. Es entsteht ein Durcheinander, da durch das Abdrücken und Einengen ein Stau verursacht wird. Je länger dieser Stau vorhanden bleibt, umso mehr Ausfallerscheinungen, Kribbeln oder Schmerz können sich zeigen. Hier kann es sogar bis zur Taubheit in den Fingern kommen. Es können sich Schmerzen, Steifheit oder Unbeweglichkeit zeigen.
Nach der Begutachtung eines Facharztes, kann entschieden werden, ob hier ein Rezept für das Heilmittel der Ergotherapie weiterhelfen kann. Die Ergotherapie im Fachbereich der Handtherapie ist hier eine wertvolle Unterstützung, denn die fachkundige Behandlung kann Abhilfe und Linderung verschaffen.
Ein Fachmann und/oder Fachfrau der Ergotherapie kann mit ihren Händen den Zustand ertasten und erspüren, inwieweit hier eine Einengung oder Stauung vorliegt. Sie kennen den Bewegungsablauf und die Defizite, die sich aus dieser Beeinträchtigung der Hand ergeben können. Mt ihrer Behandlung können sie eine wunderbare Verbesserung bewirken.
Demenz und Partnerschaft: Sich achten, lieben, den Alltag meistern
Für viele ein Schreckgespenst: Demenz. Demenz ist eine stigmatisierte Erkrankung, die oft mit Bildern aus der Vergangenheit verknüpft ist; diese Vorstellungen haben jedoch nichts mehr mit dem aktuellen medizinischen Wissen, Präventionsmaßnahmen und der heutigen Versorgungsstruktur zu tun. Zunächst: es wird viel mehr geforscht. Und außerdem: In der heutigen Gesellschaft lässt sich anders mit Demenz umgehen. Wie das funktionieren kann, erfahren Menschen mit Demenz und ihre Partner:innen bei Ergotherapeut:innen. Diese Berufsgruppe beleuchtet bei ihrer Arbeit mit Menschen mit Demenz und ihren Partner:innen die vielen Facetten der Erkrankung und verhilft betroffenen Paaren zu mehr Lebensqualität, einem besseren Umgang mit der Krankheit und dem Umfeld und vor allem zu einem konfliktfreieren Miteinander.
Demenz wird mittlerweile als neue Volkskrankheit bezeichnet. Und ja, Demenz ist schlimm. Phasenweise und manchmal schon ganz am Anfang. Dennoch: Es ist nicht hilfreich, wegzuschauen und erste Anzeichen, die im Übrigen nahezu alle Betroffenen als Veränderungen im Alltag wahrnehmen, zu ignorieren. Meist ist es so, dass Betroffene und ihre Angehörigen erst dann aktiv werden, wenn die Demenz schon mittelgradig oder weit fortgeschritten ist. Dabei haben Betroffene ebenso wie ihre Angehörigen ein Recht auf Hilfe. Gerade bei kognitiven Ausfällen ist es ratsam, ärztliche Hilfe so früh als möglich in Anspruch zu nehmen. Dort können zielgerichtete diagnostische Verfahren Klarheit bringen – in welche Richtung auch immer. Wird eine Demenz festgestellt, tragen eine gute Medikation und weitere Optionen, wie beispielsweise Ergotherapie, dazu bei, den Verlauf der Demenz in bestmögliche Bahnen zu lenken.
Demenz in allen Facetten und Wege für einen besseren Umgang kennenlernen
Bleibt Demenz unbeachtet und unbehandelt, führt sie die Betroffenen und ihre Partner:innen oft in die typische Abwärtsspirale aus sozialem Rückzug, misslingender Kommunikation und enormem Energieaufwand, um die Fassade aufrechtzuerhalten, so die Erfahrung in ergotherapeutischen Praxen bei der Intervention mit Menschen mit Demenz. Diesem Verlauf haben Ergotherapeut:innen etwas entgegenzusetzen. Insbesondere für Menschen mit Demenz im Anfangsstadium und deren Partner:innen gibt es Möglichkeiten, Ansätze und Schulungen, die speziell für das Krankheitsbild Demenz konzipiert sind. Ergotherapeut:innen richten dabei immer das Augenmerk auf die schleichenden Veränderungsprozesse und vermitteln den Betroffenen und deren Partner:innen, wie es möglich ist, diese besser zu verstehen und im Alltag damit klarzukommen. Menschen mit Demenz vermissen ebenso wie ihre Partner:innen vieles wie Vertrautheit und dass sie manche ihrer Rollen und Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können beziehungsweise neue dazugekommen sind. Es ist eine für Ergotherapeut:innen typische Vorgehensweise, Betroffene und ihre Angehörigen in schwierigen Lebenslagen so zu befähigen, dass sie Ressourcen erkennen, also Dinge, die ihnen wichtig sind wie etwa Humor, sportliche Aktivitäten oder andere Hobbys, Kontakt zu Familie und den Enkelkindern und wie sich aus all dem immer wieder neue Energie und Antrieb schöpfen und die Lebensqualität verbessern lässt.
Ergotherapeut:innen sorgen für mehr Verständnis für Menschen mit Demenz
Ein zentraler Knackpunkt ist oft das Verständnis für den Menschen mit Demenz. Partner:innen können nur schwer einschätzen, warum sich der/ die Andere gerade so verhält oder etwas klappt oder auch nicht. Ist das auf die demenzbedingten Persönlichkeitsveränderungen zurückzuführen? Oder was ist die Ursache? Oft sind es ganz einfach „nur“ die kognitiven Defizite, die das jeweilige Verhalten begründen. Ergotherapeut:innen beleuchten gemeinsam mit den Menschen mit Demenz und deren Partner:innen, wie bestimmte Alltagssituationen aussehen und wie sie sich zum Besseren wenden lassen. Oft ein Dilemma: Der Wunsch, sich morgens selbst zu waschen und anzuziehen führt bei vielen dazu, dass dies wegen der zunehmend fehlenden kognitiven Fähigkeit, Handlungsabläufe richtig auszuführen, immer länger dauert. Auch kann es sein, dass das Bad in einem verwüsteten Zustand zurückbleibt, was nichts mehr mit der Ordnungsliebe des Menschen vor seiner Erkrankung zu tun hat. Ergotherapeut:innen wissen, wie wichtig es ist, dass der Partner oder die Partnerin im Sinne eines möglichst harmonischen Miteinanders versteht, wieviel Konzentration und Energie es Menschen mit Demenz kostet, alltägliche Handlungen erfolgreich zu bewältigen. Ebenso sieht es bei den Betroffenen aus: Sie sollten – so das ergotherapeutische Verständnis – erklären, wie sie ihre Erkrankung als Belastungen erleben. Dadurch wächst das gegenseitige Verständnis und die Paare profitieren von der gemeinsamen Suche nach Lösungen.
Transparenz und zielführende Kommunikation erleichtern den gemeinsamen Alltag
Ein weiteres, heikles Thema ist die Kommunikation – untereinander und auch mit anderen. Ergotherapeut:innen kennen und handhaben bei ihren Interventionen den Ansatz der einfühlsamen Kommunikation. Es sind bestimmte Regeln zu beachten wie „nicht über, sondern mit dem anderen zu sprechen“, wodurch sich eine konstruktive Gesprächsatmosphäre während der ergotherapeutischen Termine entwickelt. Dieses Prinzip gilt ebenso für den Alltag außerhalb der ergotherapeutischen Interventionen. Es stellt eine weitere, elementare Grundlage für ein konfliktfreieres Miteinander dar – als Paar und mit dem Umfeld. Ergotherapeut:innen bestärken Menschen mit Demenz und ihre Partner:innen darin, Familie, Freunde und das Umfeld einzubeziehen und transparent zu kommunizieren. Wer das nicht tut, läuft Gefahr, die sozialen Kontakte zu verlieren, da es schnell zu Missverständnissen kommt, wenn Menschen mit Demenz Nachbarn nicht mehr grüßen, weil sie sich schämen, dass sie den Namen nicht parat haben. Oder Freunde und Familie vor den Kopf stoßen, weil sie aus Angst vor Überforderung nicht mehr zu Festen mitkommen möchten. Sind alle entsprechend informiert, wächst in der Regel das Verständnis, vieles wird leichter.
Auch das bleibt möglich: Demenz und Liebe
Es geht bei Ergotherapeut:innen nicht nur um praktische Dinge, sondern auch um emotionale; darum, eigene Gefühle wie Trauer und Abschied als solche zu erkennen und zu akzeptieren, loszulassen, was nicht mehr möglich ist und offen zu bleiben für die gemeinsame Zukunft. Ein weiterer Aspekt der ergotherapeutischen Arbeit ist es, auch bei fortschreitender Demenz dem beziehungsweise der nichtbetroffenen Partner:in aufzuzeigen, dass es eine Chance bedeuten kann, Aufgaben, die der beziehungsweise die Andere nicht mehr oder nicht mehr vollständig ausführen kann, zu übernehmen. Es bedeutet, Neues zu lernen, aktiver zu sein oder alleine Entscheidungen zu treffen. Auch beim Spagat, Pflegende:r und gleichzeitig Liebespartner:in zu sein, gibt es Unterstützung durch Ergotherapeut:innen. Dabei gilt es auch herauszufinden, wo die eigenen Grenzen sind, wie Zärtlichkeiten und Nähe möglich sind, obwohl es unangenehme und desillusionierende Situationen gibt. Niemand sollte sich aus Pflichtgefühl überfordern, sich aufopfern oder sich und die eigenen Interessen völlig aufgeben. Mithilfe der bei Ergotherapeut:innen erlernten Strategien gelingt es vielen, den Alltag entspannter zusammen zu verbringen und Belastungen besser standzuhalten.
Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeut:innen vor Ort; Ergotherapeut:innen in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes unter https://dve.info/service/therapeutensuche